Inhalt
  • "Halt still!" So funktioniert "versorgende Dominanz"
  • 3 Fliegen mit 1 Klappe
  • So sollte es sein: Anleitung für Hundeerfahrene!  
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    Hunde besser verstehen
     
    "Halt still!" So funktioniert "versorgende Dominanz"

    Was macht Ihr Hund, wenn Sie ihn am ganzen Körper genau untersuchen wollen: Lässt er die Prozedur ruhig über sich ergehen, weicht er aus, knurrt er – oder leckt er Sie ab ...? Lässt er sich auch untersuchen, wenn er auf dem Rücken liegt?
     

    Wenn eine Hündin Welpen hat, können Sie immer Folgendes beobachten: Sie dreht mit der Schnauze regelmäßig ein Junges auf den Rücken, schnuppert es sorgfältig ab und leckt es sauber (auch wenn es fiepend herumkullert) – bis sie der Meinung ist: "Alles ok!". Wer sich wehrt, wird korrigiert. Der Welpe bleibt so lange regungslos auf dem Rücken liegen, bis er gehen darf. "Versorgende Dominanz" heißt dieses Verhalten – klingt etwas theoretisch, aber: Zu einem Kind sagen Sie auch "Halt still ...", wenn es zappelt während Sie ihm die Nase putzen wollen. Auch jeder erwachsene Hund kann und sollte sich dieses Versorgen problemlos gefallen lassen.

     


     
    3 Fliegen mit 1 Klappe

    Tierarzttraining: Wir üben versorgendes Verhalten meist viel zu wenig. Entweder vergessen wir es einfach oder haben Respekt vor möglichem Widerwillen (Hund hat vielleicht schon mal geknurrt – dazu gleich mehr). Wenn Sie oder der Tierarzt aber im Ernstfall an eine Körperstelle nicht herankommen, kann das böse Folgen haben. Die Abwehr des Hundes wird zudem immer stärker, weil das Anfassen ausgerechnet dann auch noch unangenehm und stressig ist. Üben Sie, wenn es angenehm ist, am besten beim sowieso nötigen ...

    Pflege-Check: Bürsten Sie Ihren Hund, seien Sie freundlich zu ihm, massieren Sie ein wenig – und schauen Sie dabei gelassen nach den Zähnen, Ohren, Krallen, suchen Sie nach Zecken, Schmutz usw. Besonders wichtig: Bestimmen SIE das Ende (wie die Hunde-Mama) – am Anfang möglichst nur kurz üben und aufhören, wenn der Hund es noch schön findet. Später kann das Ganze dann viel länger dauern.
     

    Beziehung stärken und klären: Wie der Name ja schon sagt, dominieren Sie Ihren Hund, während Sie ihn versorgen. Trotzdem gehört dieses Verhalten zum normalen Rudeldasein – Hund sind bekanntlich soziale Tiere. Wer sich die Versorgung nicht gefallen lässt, akzeptiert sein Herrchen/Frauchen wahrscheinlich auch als Chef nicht so richtig. Sie können also viel über den Zustand Ihres "Rudels" erfahren. Da jede Hunde/Mensch-Beziehung anders ist, können wir Ihnen kein Pauschalrezept an die Hand geben, aber:
    Verhalten Sie sich ruhig, souverän und seien Sie bestimmt.
    Lassen Sie sich von leichter Abwehr nicht einschüchtern: Weglaufen, Zappeln, Ablecken – einfach ignorieren und freundlich weiter machen! Geben Sie nicht zu schnell auf, sonst stehen Sie vor Ihrem Hund vielleicht dumm da... Viele Hunde bluffen, weil Sie Erfolg damit hatten. Hier ist ein wenig Hundeverstand gefragt. Wenn Ihr Hund versorgende Dominanz von Ihnen gar nicht kennt, ist etwas Widerwille ganz normal. Wenn er ernsthaft aggressiv reagiert, z.B. lang gezogen und tief knurrt: Lassen Sie sich von einem kompetenten Hundeerziehungsberater die richtigen Handgriffe zeigen – vielleicht ist auch an anderer Stelle ein wenig "Rudelarbeit" angesagt.

     


     
    So sollte es sein: Anleitung für Hundeerfahrene!

    Beim Welpen: Heben Sie ihn hoch und legen Sie ihn auf die Seite. Knien Sie sich mit so viel Abstand neben ihn, dass er Sie mit Seinen Pfoten nicht erreichen kann, wenn er zappelt (was normal wäre). Sprechen Sie möglichst gar nicht, verhalten Sie sich freundlich. Legen Sie die Handfläche auf seine Brust zwischen die Vorderbeine und drehen Sie ihn auf den Rücken, halten Sie zum Stabilisieren mit der anderen Hand locker ein Vorderbein möglichst nah an der Schulter – so können Sie den Hund auch in der Position halten, wenn er zappelt oder sich dreht. Niemals auf den Boden drücken oder zu stark festhalten! Lassen Sie die Handfläche auf der Brust ruhen und untersuchen Sie mit der anderen Hand Ohren, Maul usw. Richtig läuft es dann, wenn der Hund still hält und entspannt die Beine hängen lässt. Wenn er das tut, sofort langsam die Hand von der Brust wegziehen, einen Moment so warten und ihn aufstehen lassen. Ein gutes Zeichen ist, wenn er sich nach der "Untersuchung" feste schüttelt (dann haben Sie nicht nur "gebauchpinselt" und er hat Ihre Überlegenheit akzeptiert).

    Beim erwachsenen Hund: Wenn er das Prozedere kennt, geht alles genau so. Einen großen Hund lassen Sie sich einfach zuerst ablegen. Mit etwas Routine wird Ihr Hund  sofort still liegen bleiben und Sie sind nach 1 Minute fertig. Falls Sie so etwas mit Ihrem erwachsenen Hund zum ersten Mal machen, raten wir auf jeden Fall zu einer fachmännischen Beratung. Denn: Ihr Hund sollte mit der "Untersuchung" niemals eine schlechte Erfahrung oder gar Schmerzen verbinden – und eine echte Auseinandersetzung sollten Sie auf jeden Fall vermeiden! Dann steht einer richtigen "Rudelpflege" nichts mehr im Wege.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Untersuchen,

    Ihre
    Daniela Overländer
     

     

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