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Hunde besser verstehen
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Wer hat hier eigentlich wen in
Griff?
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Eine
typische Situation: Wir haben unserem Hund
(nennen wir ihn Leutenant) "Sitz"
beigebracht: Auf "Kommando" setzt er sich hin –
zur "Belohnung" bekommt er ein Leckerchen aus
der Hand. Er hört überhaupt ganz gut... So
können wir ihm inzwischen auch "Platz", "Komm"
oder "Gib Pfötchen" abverlangen. Oft setzt er
sich sogar ganz von selbst und schaut uns an.
Und weil er so brav ist, bekommt er noch ein
Leckerchen.
Leider passiert dann meist Folgendes: Wir haben kein
Leckerchen dabei. Leutenant hat sich
zwar kurz gesetzt, steht aber wieder auf – und
weg ist er. Vielleicht sichert er das Grundstück
noch vor anderen Hunden oder muss noch mal an
der letzten Ecke schnuppern, die so interessant
war. Weiteres Rufen bleibt erfolglos – so streng
wir auch werden. Frage: Sind WIR für ihn wichtig
– oder doch nur das Leckerchen?
Die unbequeme Wahrheit: Wir
versuchen unsere Hunde mit Leckerchen zu
bestechen – eigentlich wollen wir sie
austricksen. Aber: Leutenant gehorcht
uns nicht, sondern ER benutzt UNS als "Leckerchen-Automat".
Er hat gelernt, dass er uns sogar Kommandos
geben kann: Wenn ich mich setze (lege, mal zu
Herrchen/Frauchen laufe), bekomme ich was ich
will. Ansonsten macht Leutenant so
ziemlich was er will. ER entscheidet, wann er
"folgt". Ganz unbemerkt hat er den
"Führungs-Spieß" umgedreht. Wir denken: "So ist
das eben..." – und haben uns damit abgefunden,
dass wir Leutenant z.B. eben immer an
die Leine nehmen, wenn's ernst wird.
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simplify-Tipp: Versuchen Sie es ganz
ohne Tricks und Leckerchen
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Auch, wenn Sie dann erst mal das Gefühl
bekommen, nichts mehr unter Kontrolle zu haben.
Belohnen Sie Ihren Hund mit einem kurzen Spiel,
Aufmerksamkeit und freundlichem Lob - und zwar
nur dann, wenn SIE entschieden haben, was Ihr
Hund wann tun soll.
Noch besser: Trainieren Sie mit
einem Futterbeutel – das ist keine (!)
Leckerchentüte, sondern eine Ersatzbeute,
die Ihr Hund zur Belohnung gemeinsam mit Ihnen
"jagen" darf – unter IHRER Führung! Dann
bekommen Kommandos wie "Sitz" und "Platz" für
den Hund auch plötzlich Sinn. Denn oft kann ein
Hund überhaupt nicht nachvollziehen, was z.B.
dieses ewige "Hingesetze" eigentlich soll. Der
Beutel wird zur einzigen Futterquelle (so können
Sie auch füttern wann und wo Sie wollen). Das
Prinzip heißt: Wenn der Hund Ihre Kommandos
befolgt und die "Beute" bei Herrchen/Frauchen
abliefert, bekommt er etwas davon ab. Jeder Hund
kann das lernen, denn es liegt in seiner Natur –
garantiert!
Leutenant würde sich wahrscheinlich
erst mal wundern, wenn Sie auf einmal so
unbestechlich werden. Ein wenig Geduld ist
nötig, aber wenn Sie die Umstellung schaffen,
wird Ihre Erziehung wirksamer und haltbarer.
Übrigens: Unser simplify dog-Archiv
ist online! Unter
www.simplify-dog.de können Sie alle
erschienen Ausgaben einsehen und nach
Stichworten suchen. Die Ausgabe zum
Futterbeutel finden Sie auch unter
www.orgenda.de/newsletter/archiv.asp?sgfid=0&letter=6963
Ich wünsche Ihnen eine leckerchenfreie Woche
und viel Spaß beim Entdecken der gemeinsamen
Jagd,
Ihre
Daniela Overländer
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