Inhalt
  • Erziehen mit Sinn: Futterbeutel-Training
  • Keine Leckerchentüte
  • Ihr Hund muss nur Apportieren lernen..
  • Die ersten Schritte
  • Das Schönste daran...
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    Hunde besser verstehen
     
    Erziehen mit Sinn: Futterbeutel-Training

    Immer wieder schicken Sie, liebe simplify dog-Leser, uns Emails mit Fragen zur Hundeerziehung. Vorab: Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen! Die wichtigste Frage aller Hundebesitzer scheint zu sein: "Wie sage ich meinem Hund, dass ...?" Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die meisten großen und kleinen Probleme im Zusammenleben mit Hunden durch Missverständnisse oder Unterforderung des Hundes entstehen. Im letzten September haben wir Ihnen deshalb das Training mit dem Futterbeutel vorgestellt, mit dem Sie praktisch alles gleichzeitig schaffen können: beschäftigen, füttern, erziehen, die Verständigung verbessern, als Rudelchef überzeugen. Sie üben so keine sinnlosen Kommandos, sondern erziehen hundegerecht. Weil dieses Training die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Erziehung ist, möchten wir Ihnen den Futterbeutel heute noch einmal vorstellen – und heißen alle neuen simplify dog-Leser herzlich Willkommen!

    Schauen Sie auch in unser kostenloses Archiv! Unter www.simplify-dog.de finden Sie alle erschienenen Ausgaben und können nach Stichworten suchen.

     


     
    Keine Leckerchentüte

    Zunächst: Was soll dieses Training? Ganz einfach: Sie "jagen" mit Ihrem Hund gemeinsam – auf einen Futterbeutel – und Sie haben ohne stundenlange Märsche einen zufriedenen Hund und nie mehr ein schlechtes Gewissen, weil Ihr Hund nicht „ausgelastet“ ist. Denn: Ein Hund würde nie auf die Idee kommen einen „Spaziergang“ zu machen, um die Natur zu genießen oder „an die Luft“ zu kommen wie Menschen. Ein Hund teilt seinen Tag nicht in „Arbeit“ und „Freizeit“. Hunde-Ausflüge haben immer einen Sinn: das Revier zu prüfen und Nahrung suchen, also Jagen.
     

    Wichtig: Die einzige Nahrungsquelle für Ihren Hund wird der Futterbeutel (die Beute). Er „erjagt“ sich mit Ihrer Hilfe daraus seine gesamte Tagesration – nicht zu verwechseln mit Belohnungsleckerchen aus der Hand. Stellen Sie sich vor: Sie sind der Rudelchef – Sie bestimmen die Jagd und verteilen dann die Beute. Ihr Hund bekommt diese Beute niemals zur freien Verfügung, d.h. zum Zerfetzen, Herumtragen oder ähnlichem Schabernack – das würde ihm vermitteln, dass er der „Boss“ ist, und wahrscheinlich würde er anfangs versuchen, sich mit dem Beutel aus dem Staub zu machen. Dann wäre der Effekt dahin ...

     


     
    Ihr Hund muss nur Apportieren lernen..

    Und es gibt unter dieser Sonne keinen Hund, der das nicht lernen kann – denn es ist das Natürlichste von der Welt, Nahrung (oder Spielzeuge) von A nach B zu transportieren. Das sehen wir ja an vielen Gegenständen, die unsere Hunde so herumtragen können. Wir müssen sie also davon überzeugen, uns die Beute zu bringen. Dafür ist der Futterbeutel (von Jan Nijboer) konzipiert: Der Hund bekommt ihn allein nicht auf (wegen Reiß- und Klettverschluss). Wenn wir ihn eine Zeit lang nur daraus füttern und den Beutel dabei in der Hand behalten, haben Sie schon mal gute Karten. Er wird lernen: Ich darf jagen, bringe Herrchen/Frauchen die Beute und bekomme davon etwas ab. Klingt das logisch? Dann zur Tat ...

     


     
    Die ersten Schritte

    Beobachten Sie Ihren Hund, haben Sie Geduld und seien Sie souverän. Lassen Sie sich nicht auf Machtspielchen ein, sondern geben Sie Ihrem Hund immer wieder die Gelegenheit, etwas richtig zu machen – dann wird er die Botschaft verstehen.

    1. Binden sie (ruhig die ersten Wochen) eine dünne Schnur (z.B. Paketband) an die Schlaufe des Beutels und ziehen ihn über den Boden von ihrem Hund weg – die meisten Hunde sind von dieser Hetzjagd gleich begeistert, der Jagdinstinkt „springt an“. Am besten, Sie üben das zunächst alleine zu Hause oder im Garten. Keine Zerrspiele anfangen! Durch die Schnur kann der Hund nicht mit der Beute ausbüchsen.
    2. Fasst der Hund den Beutel irgendwann mit den Zähnen (er weiß ja nun schon, dass darin sein Futter ist), sagen Sie sofort – ganz begeistert – ein Apport-Signal (Bring, Apport o. ä.). Wenn er loslässt, sagen Sie wieder das Signal, nehmen den Beutel an sich und lassen ihn dann einen Happen daraus fressen. Lassen Sie sich aber nicht bedrängen (pföteln, stupsen, bellen). Wichtig: Nicht das Fressen selbst ist die Belohnung, sondern dass er jagen darf. In Zukunft ist also das Schicken zum Beutel der Lohn für’s „Gehorchen“.
    3. Hält der Hund stur fest, umfassen Sie von oben seinen Hals und warten Sie einfach – die meisten Hunde lassen irgendwann los. In diesem Moment sofort wieder begeistert das Signal wiederholen und ein wenig fressen lassen.
    4. Wiederholen Sie dieses Spiel mehrmals hintereinander und mehrmals täglich – am besten dann aufhören, wenn es gut geklappt hat. Ihrem Hund wird das Prinzip allmählich klar werden. Das Apport-Signal heißt also: zur Beute gehen, sie aufnehmen, beim Chef abliefern und warten (vorzugsweise hinter dem Menschen, nicht vor den Füßen).

     


     
    Das Schönste daran..

    Der Hund darf etwas „Sinnvolles“ für sein Fressen tun und verdient sich ein Erfolgserlebnis! Die meisten Hunde sind nach einem solchen (z.B. 20-minütigen) Training viel müder als nach einem Spaziergang – sie müssen schließlich scharf nachdenken, aufmerksam mitmachen und lernen, wie Herrchen/Frauchen die Jagd haben will – das ist ein echtes Gemeinschaftserlebnis und stärkt die Rudelordnung.

    Nach und nach wird Ihr Hund den Beutel auf Signal holen, ohne dass eine Kordel daran befestig ist oder er ihn hetzt. Wenn das Apportieren einmal sitzt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, die Jagd kann immer schwieriger werden, Ihr Hund muss z.B. auf halbem Weg zum Beutel stoppen, sich ablegen, dann doch erst einen 2. Beutel holen usw. usw. Wir hoffen, Sie haben einen kleinen Einblick in Sinn und Zweck des Futterbeutels bekommen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei den ersten Versuchen und besonders viel Freude bei der gemeinsamen Jagd!

    Ihre
    Daniela Overländer

    PS: Futterbeutel (auch genannt „Preydummy“) bekommen Sie bei www.natural-dogmanship.de und inzwischen auch bei der Kette Fressnapf.

     

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