Inhalt
  • Ganz kurz vorab: Ihre Leserfragen
  • "Mein Hund hört nicht auf Pfeife!"
  • Die Pfeife "funktioniert" nicht von allein
  • Auf Pfeife trainieren: So geht's
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    Hunde besser verstehen
     
    Ganz kurz vorab: Ihre Leserfragen

    Liebe Leser(innen),
    bevor wir zum Thema kommen, eine kurze Mitteilung in eigener Sache: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir bei einem kostenlosen Dienst wie simplify dog nicht immer alle Ihre Emails beantworten können. Wir bemühen uns, auf Ihre Fragen einzugehen, möchten aber auch gerne noch einmal erinnern: Ferndiagnosen sind immer "so eine Sache" –  echte Problemösung, die auf alle Umstände und Eigenschaften Ihres Hundes eingeht, braucht fast immer richtiges Training vor Ort mit einem professionellen Hundeerziehungsberater. Vielen Dank!

     


     
    "Mein Hund hört nicht auf Pfeife!"

    Jetzt wird's gefährlich. Sie gehen mit Ihrem Hund in der Nähe einer befahrenen Straße oder auch mitten im Wald – und plötzlich gibt "Bello" Gas: Er hat eine Katze gesehen oder zwischen Bäumen eine frische Rehspur entdeckt. Er ist schon sehr weit weg – hinterher rufen ist zwecklos. Panik steigt in Ihnen hoch... Wenn jetzt ein Auto kommt oder ein Jäger meinen wildernden Hund erwischt!!!
     

    Nach einem solchen Erlebnis greifen Hundebesitzer oft "zum letzten Mittel": Sie kaufen sich eine Hundepfeife, vielleicht sogar die "Hightech-Ausstattung" in Form einer Hochfrequenzpfeife, die wir Menschen nicht hören können. Nun fühlt man sich richtig ausgestattet. Jeder hat schließlich schon mal gehört, dass Pfeifen irgendwie richtig ist, wenn man mit Hunden zu tun hat – wahrscheinlich mit Erklärungen wie: Ein Hund reagiert auf solche Töne besser als auf Rufen. Jetzt wird eben immer gepfiffen, wenn Bello kommen soll. Bello hört aber nicht aufs Pfeifen – vielleicht schaut er die ersten Mal noch ganz interessiert her, weil das Geräusch neu ist. Der "Effekt" verpufft aber dann.
     

    Der einfach Grund: Der Hund hat das Signal, den Ton, den Pfiff nicht mit "Kommen" verknüpft. Er weiß überhaupt nicht, dass er reagieren soll – geschweige denn, dass er bei einem Pfiff sogar von einer so tollen Spur ablassen soll....

     


     
    Die Pfeife "funktioniert" nicht von allein

    Es klingt furchtbar banal, wird aber leider oft einfach vergessen: Auf jedes Signal, das wir unserem Hund beibringen wollen, müssen wir ihn erst einmal prägen. Wenn wir ihm z.B. "Komm" beibringen, heißt das: Wir rufen besonders ganz am Anfang immer nur "Komm", wenn der Hund gerade sowieso auf uns zu läuft. Er wird das Wort, den Ton, die Geste mit seiner Handlung verknüpfen und allmählich wissen, was er tun soll. Vielleicht nach 2-3 Wochen "sitzt" das Signal.
     

    In der Zwischenzeit sollten wir dafür sorgen, dass wir ihn nicht rufen müssen – z.B. nur an Orte gehen, wo nichts passieren kann – oder den Hund an die Leine nehmen. Konsequenz ist am Anfang alles. Das erfordert natürlich Aufmerksamkeit und richtiges Timing. Wir sollten in der Übungsphase niemals das Signal schon abverlangen, sonst lernt der Hund: wahrscheinlich nichts.

     


     
    Auf Pfeife trainieren: So geht's

    Die Pfeife ist nur dann besonders sinnvoll: Wenn Ihr Hund absolut verlässlich sofort kommen muss (z.B. wegen oben beschriebener Gefahr) oder wenn Sie ihn über sehr große Distanz, bei Wind oder Krach zu sich holen wollen. Das bedeutet: Für ein normales "Komm" nutzen Sie die Pfeife nicht. Eine "Pfeifsituation" kommt so vielleicht ca. 1-mal pro Woche vor. Für Ihren Hund sollte die Pfeife bedeuten: Herrchen/Frauchen hat eine so wahnsinnig tolle "Beute", dass ich dafür sofort alles stehen und liegen lasse!!! Das vermitteln Sie ihm z.B. so:

    1. Statten Sie sich möglichst unbemerkt mit einem richtigen "Jackpot" aus: Eine ganze (!) Ration besonders Leckeres Futter: Gekochtes Fleisch, Käse, (ausnahmsweise) Fleischwurst, .... – hundegerecht sollte es aber schon sein. Am besten Sie füllen diese Ration in den (letzte Woche erwähnten) Futterbeutel, den Sie überall mit hinnehmen können. Gehen Sie für den Anfang z.B. in den Garten.
    2. Wenn Ihr Hund direkt bei Ihnen ist, Sie gerade anschaut, und einen Schritt auf Sie zu macht (das sollten Sie abpassen): Lassen Sie ihn die komplette Ration fressen und pfeifen Sie gleichzeitig einige Male so, wie Sie es künftig tun wollen. Ihr Hund braucht weiter nichts zu tun. Er soll mit einem Mal satt werden und nur diesen "Jackpot" direkt bei Ihnen mit dem Pfiff verknüpfen. Wiederholen Sie das mit Abstand von 2 Tagen noch einmal.
    3. Nach weiteren 2 Tagen, passen Sie einen Moment ab, in dem Ihr Hund gerade auf Sie zu läuft – und pfeifen, wenn er etwas weiter von Ihnen weg ist, z.B. 2m. Bei Ihnen gibt's dann wieder den "Jackpot" aus dem Futterbeutel.
    4. Vergrößern Sie die Distanz immer weiter und wiederholen Sie diese Übung in Zukunft auch unterwegs regelmäßig ca. 1-2x pro Woche - später auch seltener. Wichtig: Während der ersten 2-3 Wochen immer nur pfeifen, wenn Ihr Hund gerade auf Sie zu läuft – dann verankert sich das Signal verlässlich. Nun pfeifen Sie auch einmal, wenn er gerade weiter weg irgendwo steht und nicht zu Ihnen schaut.
       
    5. Gehen Sie nicht zu schnell zum nächsten Schritt über – die Geduld zahlt sich später aus. Das Ziel: Sie können nach ein paar Wochen pfeifen, wenn Ihr Hund mit all seinen Sinnen ganz woanders ist, vielleicht sogar eine heiße Spur verfolgt und von Ihnen wegrennt! Er wird kommen!
       
    6. Sie brauchen dann nicht immer den "Jackpot" mit sich herumzuschleppen. Er wird vielleicht "dumm gucken", wenn Sie nichts dabei haben. Das ist aber nicht schlimm – Sie erhalten die "Wirkung", solange Sie zwischendurch regelmäßig den Ernstfall trainieren und gezielt den Jackpot verfüttern.
       

    Bitte widerstehen Sie der Versuchung, öfter als nötig zu pfeifen (weil es so wunderbar klappt) – dann verwässert die Botschaft an den Hund und die Ausnahme ist keine Ausnahme mehr. Das Pfeifen kann niemals die gemeinsame Beschäftigung (Jagd) ersetzen. Ein gut trainierter Hund kommt auch auf Rufen – da wir es aber immer noch mit "Beutegreifern" zu tun haben, kann so ein "Ass im Ärmel" lebenswichtig sein.

    Ich wünsche Ihnen einen gut abgepassten "Pfiff",

    Ihre
    Daniela Overländer

     

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