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Hunde besser verstehen
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"Mein Hund hört nicht auf Pfeife!"
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Jetzt wird's gefährlich. Sie gehen mit Ihrem
Hund in der Nähe einer befahrenen Straße oder
auch mitten im Wald – und plötzlich gibt "Bello"
Gas: Er hat eine Katze gesehen oder zwischen
Bäumen eine frische Rehspur entdeckt. Er ist
schon sehr weit weg – hinterher rufen ist
zwecklos. Panik steigt in Ihnen hoch... Wenn
jetzt ein Auto kommt oder ein Jäger meinen
wildernden Hund erwischt!!!
Nach einem solchen Erlebnis greifen
Hundebesitzer oft "zum letzten Mittel": Sie
kaufen sich eine Hundepfeife, vielleicht sogar
die "Hightech-Ausstattung" in Form einer
Hochfrequenzpfeife, die wir Menschen nicht hören
können. Nun fühlt man sich richtig ausgestattet.
Jeder hat schließlich schon mal gehört, dass
Pfeifen irgendwie richtig ist, wenn man mit
Hunden zu tun hat – wahrscheinlich mit
Erklärungen wie: Ein Hund reagiert auf solche
Töne besser als auf Rufen. Jetzt wird eben immer
gepfiffen, wenn Bello kommen soll.
Bello hört aber nicht aufs Pfeifen –
vielleicht schaut er die ersten Mal noch ganz
interessiert her, weil das Geräusch neu ist. Der
"Effekt" verpufft aber dann.
Der einfach Grund: Der Hund hat das Signal,
den Ton, den Pfiff nicht mit "Kommen" verknüpft.
Er weiß überhaupt nicht, dass er reagieren soll
– geschweige denn, dass er bei einem Pfiff sogar
von einer so tollen Spur ablassen soll....
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Die Pfeife "funktioniert" nicht von
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Es klingt furchtbar banal, wird aber leider
oft einfach vergessen: Auf jedes Signal, das wir
unserem Hund beibringen wollen, müssen wir ihn
erst einmal prägen. Wenn wir ihm z.B. "Komm"
beibringen, heißt das: Wir rufen besonders ganz
am Anfang immer nur "Komm", wenn der Hund gerade
sowieso auf uns zu läuft. Er wird das Wort, den
Ton, die Geste mit seiner Handlung verknüpfen
und allmählich wissen, was er tun soll.
Vielleicht nach 2-3 Wochen "sitzt" das Signal.
In der Zwischenzeit sollten wir dafür sorgen,
dass wir ihn nicht rufen müssen – z.B. nur an
Orte gehen, wo nichts passieren kann – oder den
Hund an die Leine nehmen. Konsequenz ist am
Anfang alles. Das erfordert natürlich
Aufmerksamkeit und richtiges Timing. Wir sollten
in der Übungsphase niemals das Signal schon
abverlangen, sonst lernt der Hund:
wahrscheinlich nichts.
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Auf Pfeife trainieren: So geht's
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Die Pfeife ist nur dann besonders sinnvoll:
Wenn Ihr Hund absolut verlässlich sofort kommen
muss (z.B. wegen oben beschriebener Gefahr) oder
wenn Sie ihn über sehr große Distanz, bei Wind
oder Krach zu sich holen wollen. Das bedeutet:
Für ein normales "Komm" nutzen Sie die Pfeife
nicht. Eine "Pfeifsituation" kommt so vielleicht
ca. 1-mal pro Woche vor. Für Ihren Hund sollte
die Pfeife bedeuten: Herrchen/Frauchen hat
eine so wahnsinnig tolle "Beute", dass ich dafür
sofort alles stehen und liegen lasse!!! Das
vermitteln Sie ihm z.B. so:
- Statten Sie sich möglichst unbemerkt mit
einem richtigen "Jackpot" aus: Eine
ganze (!) Ration besonders Leckeres Futter:
Gekochtes Fleisch, Käse, (ausnahmsweise)
Fleischwurst, .... – hundegerecht sollte es
aber schon sein. Am besten Sie füllen diese
Ration in den (letzte Woche erwähnten)
Futterbeutel, den Sie überall mit hinnehmen
können. Gehen Sie für den Anfang z.B. in den
Garten.
- Wenn Ihr Hund direkt bei Ihnen
ist, Sie gerade anschaut, und
einen Schritt auf Sie zu macht (das
sollten Sie abpassen): Lassen Sie ihn die
komplette Ration fressen und
pfeifen Sie gleichzeitig einige Male
so, wie Sie es künftig tun wollen. Ihr Hund
braucht weiter nichts zu tun. Er soll mit
einem Mal satt werden und nur
diesen "Jackpot" direkt bei Ihnen mit
dem Pfiff verknüpfen. Wiederholen Sie
das mit Abstand von 2 Tagen noch einmal.
- Nach weiteren 2 Tagen, passen Sie einen
Moment ab, in dem Ihr Hund gerade auf Sie zu
läuft – und pfeifen, wenn er etwas weiter
von Ihnen weg ist, z.B. 2m. Bei Ihnen gibt's
dann wieder den "Jackpot" aus dem
Futterbeutel.
- Vergrößern Sie die Distanz immer weiter
und wiederholen Sie diese Übung in Zukunft
auch unterwegs regelmäßig ca. 1-2x pro Woche
- später auch seltener. Wichtig: Während der
ersten 2-3 Wochen immer nur pfeifen,
wenn Ihr Hund gerade auf Sie zu läuft –
dann verankert sich das Signal verlässlich.
Nun pfeifen Sie auch einmal, wenn er gerade
weiter weg irgendwo steht und nicht zu Ihnen
schaut.
- Gehen Sie nicht zu schnell zum nächsten
Schritt über – die Geduld zahlt sich später
aus. Das Ziel: Sie können nach ein
paar Wochen pfeifen, wenn Ihr Hund mit all
seinen Sinnen ganz woanders ist, vielleicht
sogar eine heiße Spur verfolgt und von Ihnen
wegrennt! Er wird kommen!
- Sie brauchen dann nicht immer den
"Jackpot" mit sich herumzuschleppen. Er wird
vielleicht "dumm gucken", wenn Sie nichts
dabei haben. Das ist aber nicht schlimm –
Sie erhalten die "Wirkung", solange Sie
zwischendurch regelmäßig den Ernstfall
trainieren und gezielt den Jackpot
verfüttern.
Bitte widerstehen Sie der Versuchung, öfter
als nötig zu pfeifen (weil es so wunderbar
klappt) – dann verwässert die Botschaft an den
Hund und die Ausnahme ist keine Ausnahme mehr.
Das Pfeifen kann niemals die gemeinsame
Beschäftigung (Jagd) ersetzen. Ein gut
trainierter Hund kommt auch auf Rufen – da wir
es aber immer noch mit "Beutegreifern" zu tun
haben, kann so ein "Ass im Ärmel" lebenswichtig
sein.
Ich wünsche Ihnen einen gut abgepassten
"Pfiff",
Ihre
Daniela Overländer
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